10. Spieltag 1993/94: PFV Bergmann-Borsig Berlin - FC Berlin 1:3

Zwei Treffer von Brestrich
FCB-Manager Dr. Fuchs: "Sieht das nicht wunderbar aus, wie Pronischew vier Gegenspieler umdribbelt, aber warum muß er es denn auch noch beim fünften versuchen?" Ein Stoßseufzer über den russischen Wirbelwind, der eine Abwehr über 90 Minuten hinweg in Atem halten kann, dessen Künste am und mit dem Ball jedoch oft in Unproduktivität versanden. Trainer Helmut Koch rief ihm mehrmals das Erfolgsrezept zu: "Michail, zwei Mann umspielen, dann abgeben!", aber die Ballverliebten hören so etwas wohl gar nicht. Dennoch besaß Pronischew seinen Anteil am verdienten Sieg, hätte schon in der 23. Minute alles klar machen können, als er fünf Meter vor dem Tor unbedrängt köpfen konnte, aber den Kasten nicht traf.

Sein Nachbar in der Spitze, der kleingewachsene, aber eminent antrittsschnelle und wendige Franke fiel mit seinen Sololäufen in die Tiefe ebenfalls auf, die beiden forderten die BB-Manndecker Wolter und Frank Wagner bis an die Grenze der Leistungsfähigkeit. Wenn der FC Berlin nun mal solch quirlige Vorlagengeber im Angriff aufbietet, muß die Torgefahr zwangsläufig aus der Mittelfeldreihe kommen. Dort sah man kluge Aktionen mit wechselseitigem Nachvornepreschen von Brestrich, Fensch, Reckmann, Jesse sowieso, aber der Nutzen blieb gering. Nur Routinier Brestrich brachte die nötige Übersicht mit, die anderen scheiterten an ihrer Unerfahrenheit. Wenigstens Jesse müßte auf diesem Sektor schon mehr zu bieten haben.

Die Pankower sorgten mit nimmermüdem Einsatz dafür, daß die Begegnung nicht in Einbahnstraßen-Fußball mündete. Sie ließen den lauffleißigen Siwa mit in den Angriff rücken, bezogen ihre Gefährlichkeit jedoch aus der mittleren Reihe, wo Thoralf Wagner, Bahlo, Rosalski und erfreulicherweise auch Kremser mit weiten Bällen das Geschehen geschickt verlagerten. "Aber wir spielen zu oft mit dem Blick nur nach vom, das Umschalten auf Abwehr geschieht zu langsam", so Trainer Holger Priese, "außerdem fehlte uns der verletzte Joppien." Wenn er zurückkehrt und nächste Woche Buth, Buttgereit und Homauer die Spielberechtigung erhalten, ändert sich die Lage bei BB erheblich. Dann heißt die Devise: weg vom vorletzten Tabellenplatz.

PFV Bergmann-Borsig Berlin:
Hartmann; Mentzel; F. Wagner, Wolter; Kremser, Bahlo, T. Wagner, Rosalski, Ramin; Schulze (79. Maske), Siwa
FC Berlin:
Dittrich; Brestrich; Reckmann, Fensch; Jesse, Müller (83. Schröder), Zöphel, Oesker, Nikol (59. Abdelhamid); Franke, Pronischew

0:1 Brestrich          ( 7., Foulstrafstoß)
1:1 T. Wagner          (42.)
1:2 Brestrich          (54.)
1:3 Müller             (67.)

Schiedsrichter:        Haack (Berlin)
Zuschauer:             127

Wolf Kepler, Fußballwoche, 01.12.1993